Die verheerenden Auswirkungen von Erdüberhitzung und Artensterben sind inzwischen unübersehbar geworden. Wir alle spüren sie. Dieses Buch enthält eine hoffnungsvolle Botschaft: Wie Studien und Beispiele zeigen, ist die Lebensfülle unseres Planeten wiederherstellbar! Wir Menschen können verlorene Regenwälder erneuern, Wüsten begrünen und ausgezehrte Industrieäcker in artenreiche, fruchtbare Waldgärten verwandeln. In 50 Kapiteln erzählt Jochen Schilk ermutigende und erstaunliche Geschichten aus aller Welt: von Menschen, denen - teils allein und mit einfachsten Mitteln - die Wiederbegrünung ganzer Landstriche gelungen ist, sowie von Organisationen, die großflächige Aufforstung betreiben. Die Praxis dieser Bäumepflanzerinnen und -pflanzer macht deutlich: Jede und jeder kann im eigenen Lebensumfeld aktiv zur Wiedergrünmachung der Erde beitragen!
Seit ich vor etwa fünfundzwanzig Jahren auf Jean Gionos berühmte Kurzgeschichte "Der Mann, der Bäume pflanzte" stieß, hat diese auf mich gewirkt. Die Sache ließ mich nicht los, ich war fasziniert von den im wahrsten Wortsinn radikalen (lat. radix bedeutet "Wurzel") landschaftlichen und gesellschaftlichen Transformationsmöglichkeiten, die das Pflanzen von Bäumen eröffnet. Wie so mancher Leser jener Erzählung aus dem Jahr 1953, hatte auch ich zunächst angenommen, dass diese auf wahrer Begebenheit fußt. Und so fühlte ich Enttäuschung, als ich später Gionos Erklärung fand, sein Text sei reine Öko-Fiktion (siehe die Zusammenfassung im folgenden Kapitel). Meine Desillusionierung wich aber wiederum der Begeisterung, als mir mit den Jahren nach und nach bewusst wurde, dass weltweit eine ganze Reihe realer Beispiele für Menschen, die eigenmächtig Landschaften bewalden, existieren. Diese wahren Geschichten von den "Frauen und Männern, die Bäume pflanzen" ähneln einander - und auch Jean Gionos fiktivem Protagonisten Elzéard Bouffier - in vielerlei Hinsicht.
Als ein Bewunderer dieser großartigen Vorbilder entstand in mir der Wunsch, ihre ermutigenden Beispiele in einer Zusammenschau vereinigt zu sehen. Wenn es heute noch so etwas wie Heldenhaftigkeit gibt, wird sie für mich in diesen Geschichten sichtbar. Ihr "gem-einsam" vollbrachtes Werk müsste doch, so dachte ich, eine gebührende Würdigung finden! Ich hoffte außerdem, dass die frohe Botschaft von der weitgehenden Wiederherstellbarkeit der bereits an so vielen Stellen zerstörten Biosphäre dazu imstande wäre, besorgten Menschen Trost zuzusprechen und Inspiration zum Tätigwerden zu geben! Im deutschsprachigen Raum fand sich kein entsprechendes Buch, also habe ich mich daran gemacht, es selbst zu schreiben. Ich hoffe, es verfehlt seine Wirkung nicht.
Die Zeit wäre mehr als reif. So, wie es aussieht, treibt die Menschheit auf einen Abgrund zu; es droht der vollständige Verlust unserer Lebensgrundlagen. Ob es uns wohl gelingen wird, gemeinsam das Steuer herumzureißen und in letzter Minute einen anderen, rettenden Kurs einzuschlagen? Ich weiß es freilich nicht. Wenn ich aber eine ganz weite Perspektive einnehme, werden mir zumindest zwei Dinge klar. Erstens: Bevor man sich ans Aufräumen und Reparieren der Folgen einer menschgemachten Havarie begibt, muss man sicherstellen, dass das Leck gestopft ist. Wenn Ihre Badewanne überläuft, werden Sie nicht mit dem Aufwischen des Bodens beginnen, bevor Sie nicht den Hahn zugedreht haben. Ebenso verhält es sich mit der derzeitigen Krise auf dem Globus, der nicht mit Aufwischen und Reparaturmaßnahmen beizukommen sein wird. Es gilt zunächst, die systemischen Ursachen dieser Krise zu erkennen und zu beheben. Konkret: Die auf Profitmaximierung einiger weniger Unternehmen programmierte kapitalistisch-patriarchalische "Megamaschine", um einen von Fabian Scheidler popularisierten Begriff zu gebrauchen, muss irgendwie in ihrer Zerstörungswut gestoppt und durch eine lebensdienliche Ordnung ersetzt werden!
Die zweite Erkenntnis lautet: Erst wenn dies bewerkstelligt ist, kommen die in diesem Buch versammelten, wunderbaren Beispiele der pionierhaften Landschaftswiederherstellungspraktiker zur vollen Geltung. Es ist gut, heute schon ihr leuchtendes Vorbild aufzugreifen und mit ihren Methoden weiter zu experimentieren. Es ist - natürlich! - richtig, heute möglichst viele Bäume für kommende Generationen zu pflanzen. Es ist wichtig, heute an Artenvielfalt zu bewahren, was zu bewahren ist. Man denke nur an jenen Spruch, der gerne Luther untergeschoben wird: "Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, ich würde heute noch einen Apfelbaum pflanzen." Aber die große Stunde der ökologischen Rekultivierung wird erst dann gekommen sein, wenn das Gespenst der fortschreitenden Weltvernutzung gebannt ist...