Musik wird bei uns, auf diese oder jene Art, schon seit Jahrhunderten zensiert; manchmal härter, manchmal sublimer.
Im 30-jährigen Krieg galt ein Dudelsack als Waffe und konnte dem Besitzer das Leben kosten; der Rattenfänger von Hameln wurde vom Volk vertrieben, weil er die Kids antörnte. Die Staatschristen vergangener Jahrhunderte versuchten ebenso wilde Tänze zu unterbinden, wie die heutige VolksFront gegen aufmüpfige Rock- und RaveEvents. Freie Ekstase fürs Volk war nie die Sache der Herrschenden. Und viele Jahrhunderte galt es für eine Frau als unziemlich, Musikerin zu sein.
In diesem Jahrhundert reichten oft Begriffe und Namen wie Jazz, Negermusik, bolschewistische Musik, entartet, jüdisch, kapitalistisch, Drogenmusik, Urwaldmusik, Protestlieder, Straßenmusik, Rechtsrock etc., um von dieser oder jener Instanz untersagt zu werden.
Heute wird Musik offiziell nicht mehr zensiert, sondern man ›schützt‹ die Jugend durch Indizierungen von Platten. Und viele Musiker spielen nicht mehr ihre Musik, sondern versuchen industriekompatible Produkte abzuliefern. Andre dröhnen rechtes Jungvolk neonazistisch voll. Verbieten? Und: Sind Deutschlands Plattenhändler eine große Kriminelle Vereinigung?
Mit Beiträgen von Klaus Farin, Roland Seim, FreeMuse, Peter Pannke, Christoph Herrmann, Peter Michael Hamel, Gilbert Shelton, padeluun u.v.a.m.
Aus dem Inhalt:
- Tanzverbote
- Revolutionäre, geile und garstige Lieder
- Spielleute und Straßenmusiker
- Musik, eine verbotene Kunst
- Ernest Borneman & die verbotenen Lieder der Kinder
- Peter M. Hamel: Politisches Komponieren damals und heute
- Zur musikalischen ReEducation nach dem Krieg - Musikzensur in BRD und DDR
- Liste aller indizierten MusikKonserven
u.v.a.m.
"Aufklärungsbuch - Klug und lehrreich: Aufsätze zum schäbigsten Kapitel deutscher Musikgeschichte ... eine interessante, lehrreiche und in Zeiten besinnungslosen Ex- und hopp-Konsums bitter nötige Lektüre, die ihrerseits auch ketzerisch fragt, ob die totale Marketing-Herrschaft im Musikbusiness nicht eine besonders subtile Form der Zensur darstellt ..." (Musikexpress 9/2001)
Dieser Titel ist der Grüne Zweig NR 209 aus Werner Pieper s Medien-Experimenten The Grüne Kraft.