130. Winterwenden-Brösel

1. • Guter Rutsch!?
Manchmal frage ich ja nach. Zum Beispiel bei Menschen, die mir einen ‚guten Rutsch‘ wünschen. Wobei auf Nachfrage kaum einer weiß, was das eigentlich bedeutet; in anderen Worten: „Ich wünsche Dir einen guten Trip!“
Wie es schon Clemens Brentano bemerkte:
„Wenn die Stille Zeit vorbei ist,
dann wird es auch wieder ruhiger!“

2. • Tom
Fotos von Tom Ruddock, GrünKraftBegleiter seit 1971; damals in Highdelberg, seit dem in Kalifornien
Seine Facebook-Titelbilder

3. • 1948 Unbound
Schwupps – und schon wird man 70.
Bislang wußte ich nur, daß ich ein paar Wochen älter als der Staat Israel bin. Und das ‚wir 1948er‘ zur ersten Generation auf west-dt. Boden gehören, die zu Lebzeiten nie einen Krieg oder Diktator erleiden mußten, jedoch in einer beschleunigten Zeit heranwuchsen.
Nun verpaßte ich in Berlin eine Tagung mit 40 Wissenschaftlern und Künstlern im Haus der Kulturen zum Thema ‚1948 Unbound‘. Berichtet die Süddeutsche Ztg.:
„Ein Schlüsseljahr für die große Beschleunigung war 1948. Um dieses Jahr herum nahm nicht nur der Boom des Öls seinen Anfang, auch die Gentechnik, die Kybernetik und das entfesselte Finanzwesen. Bei vielem davon handelt es sich um die Adaption von Kriegstechiken für die ziviele Konsumgesellschaft. Zivile Technologien wiederum wurden im Systemwettbewerb des Kalten Kriegs politish instrumentalisiert.
Viel wichtiger aber: Die Wissenschaft hörte auf zu analysieren und zu beschreiben, und begann zu synthetisieren. Der Mensch baute seine eigene Welt: Aus Genen, Daten, Kunststoff und Nitroglyzerin…“

4. • research&experience
Vor über 50 Jahren traf ich – damals Kochlehrling – Frank Fuchs in der Eisdiele von Schlitz, wo nicht nur wir den Beat Club schauten (es gab doch etliche Eltern die durchsetzten „Sowas kommt nicht in meinem Fernseher!!“). Beide ließen uns noch in den 60ern auf Heidelberg als neue Heimat ein, in der wir beide viel, auch viel zusammen erlebten. Noch heute treffen wir uns zweimal wöchentlich.
Vor Jahren traf Frank in Löhrbach auf Eagle Bill, einem US-Amerikaner, der ein neues Inhalationsgeräte gebastelt hatte, einen Vaporizer, dessen Gebläse auf einem Staubsauger basierte.

Frank übernahm die grundlegende Idee: „Inhalieren statt rauchen“, entwickelte und verbesserte sie wie die Apparatur.
Schließlich produzierte er Aromed-Vaporizer, die von China bis Kuba Freunde fanden.
Heute gibt es viele Vaporizer, aber viele sind nur für Kiffer. Beim Aromed läßt sich die Lösungs-Temperatur von Heilkräutern genau einstellen. Und als Grüner Zweig 218 erschien das Buch zum Thema, ‚Phyto-Inhalation‘, in dem man die Lösungstemperaturen von Wirkstoffen in vielen Heilkräutern erfährt.
All dies ist nicht neu. Wohl, daß Frank seine Firma, Namen, Rechte, Produktion u.s.w. zum 1.1. 2018 abgeben wird.
Das Buch erfährt gerade wieder eine Neuauflage.
Eine Änderung: die Bezugsquellen für Kräuter wurden wieder aktualisiert:

Kräuterhändler
Einige der im Lexikonteil erwähnten Pflanzen sind in Deutschland weder in Apotheken noch in Drogerien oder im normalen Kräuterhandel erhältlich. Einige internet-Händler, die diese Pflanzen (noch) anbieten:
www.kraeutercraemer.de
www.hollerbusch-shop.de
www.pflanzliche-rohstoffe.eu
www.phytofit.de
www.naturix24.de
www.dragonspice.de
www.herbatrade.de
www.meinebiowelt.de

5. • VollMonde 2018
Der Mond ist grade ca. 363.438 km vom Zentrum der Erde entfernt
Vollmond ist im Mittel alle 29,53 Tage

Vollmonde 2018:

Dienstag02.01.2018um 3:25
Mittwoch31.01.2018um 14:27
Freitag02.03.2018um 1:52
Samstag31.03.2018um 14:37
Montag30.04.2018um 2:59
Dienstag29.05.2018um 16:20
Donnerstag28.06.2018um 6:54
Freitag27.07.2018um 22:22
Sonntag26.08.2018um 13:58
Dienstag25.09.2018um 4:54
Mittwoch24.10.2018um 18:47
Freitag23.11.2018um 6:41
Samstag22.12.2018um 18.48

Offenes MondHaus in Löhrbach jeweils tags zuvor (bei zunehmendem Mond).
Ausnahme: der 27. Juli

6. • Richtige Kontonummer
Sorry, das Gedächtnis reicht nicht mehr für solche Zahlenfolgen … da hab ich beim Spendenaufruf im letzten Brösel wohl eine 0 übersehen bzw eine 1 zu viel … Das schiebe ich auf meinen derzeitigen steifen Hals (hatte ich noch nie zuvor)
Also nochmal, korrekt:
IBAN DE19 5001 0060 0543 1946 01

7. • CCC
Chaos Communication Congress zieht nach Leipzig

8. • He could be anyone, his time around: 3 x Tim Leary
THE TIMOTHY LEARY PROJECT


Kaum jemand hat so viel Einfluß auf das Wachstum von Grünen Zweigen gehab

9. • … auf einen Grünen Zweig
Zur Fremde zog ein frommer Knabe
An Gold so arm, wie Gold so treu,
Er sang ein Lied um milde Gabe,
Sein Lied war alt, die Welt war neu.

Wie Freiheit singt in Liebesbanden,
So stieg das Lied aus seiner Brust;
Die Welt hat nicht sein Lied verstanden,
Er sang mit Schmerzen vor der Lust.

Das Leben leichter zu erringen,
Thut er der eigenen Lust Gewalt;
Will nimmer spielen,nimmer singen,
Geht Kräuter suchen in den Wald.

(die nächsten 15 Strophen erspar ich Dir)

Und ich der ich dies Lied dir singe
Bin wohl dem treuen Knaben gleich,
Vertrau mir Vöglein, denn ich bringe
Dich noch auf einen grünen Zweig.

(Clemens Brentano)

10. • Schrammel ’n‘ Slide
Vor Jahren musizierten Adax Dörsam (ausm Nachbardorf) und Hans Reffert (aus Mannem) bei uns am Lagerfeuer, kurz darauf bei Hartmut im Studio und daraus resultierte 1993 die GrünZweig-CD ‚Schrammel & Slide‘ der Band ‚Deffert und Rörsam‘ – Namensgebungen wohl von mir. Insgesamt erschienen von diesem Duo 7 CDs.
Hans Reffert starb vor einiger Zeit.
Nun erschien eine wundervolle ‚Best of Schrammel & Slide, refreshed mixes, Dedicated to Hans Reffert R.I.P.‘ 76 Minuten…
Distributed by Rough Trade

11. • Berthold Seeliger
Und ansonsten…

Wissen Sie, was mir wirklich auf den Keks geht? Es sind diese ständig wiederholten Behauptungen in fast allen Medien (denn einer schreibt vom anderen ab, und wenn sich die Fake News dann verselbständigt haben, nennt man es „common sense“…), daß die Musiker*innen und Bands heutzutage, wo sich mit Tonträgern kaum noch Geld verdienen lasse, „gezwungen“ seien, ihr Geld mit Tourneen zu verdienen.

Alle behaupten das, immer wieder, ob „Süddeutsche“ oder „ZDF“, ob Musikzeitschriften oder Feuilletons, und wie gesagt, durch die ständigen Wiederholungen setzt sich eine derartige Falschbehauptung derart fest in den Gehirnen, daß sie zur „Wahrheit“ werden oder zu dem, was man für selbige hält, und alle wiederholen diesen Unsinn, den banalen Welterklärungsdreiklang Digitalisierung (böse!) – Plattenverkäufe brechen ein (traurig) – Musiker müssen fürs Überleben Konzerte geben (tragisch): „Die Digitalisierung hat dazu geführt, daß die Plattenverkäufe eingebrochen und Konzerte zur Haupteinnahmequelle geworden sind“, lese ich im Rundbrief eines sehr geschätzten Schweizer Clubs. Allein: das ist auf vielen Ebenen blanker Unsinn, eine Unwahrheit, die man bei näherem Hinsehen und nach kurzem Nachdenken mit Harry Frankfurt einfach als „Bullshit“ bezeichnen kann.

Betrachten wir zunächst die wirtschaftliche Ebene: Seit jeher haben Musiker*innen Konzerte gespielt, um damit einen wesentlichen Teil ihrer Einnahmen zu bestreiten. Das galt für Bach, der nicht nur als Kirchenmusiker tätig war, sondern während seiner Leipziger Tätigkeit laut Gardiner mehr als 1.200 Stunden Unterhaltungsmusik im Kaffeehaus oder in Kaffeegärten gespielt hat, ebenso wie für Mozart, der auf eigene Rechnung Konzerte im Innenhof des Hauses seiner Wiener Wohnung veranstaltet und dafür Abonnenten gewonnen hat (die er „Suscriteurs“ nannte), und das galt auch über Jahrzehnte hinweg in Zeiten, da es bereits Tonträgeraufnahmen gab, und es gilt heute nicht minder, Digitalisierung hin oder her. Es gab nur eine sehr kurze Phase, in der Musiker*innen mit Tonträgern vernünftige Einnahmen kreieren konnten, und das waren die paar Jahre in den Achtzigern und Neunzigern des letzten Jahrhunderts, als es der Musikindustrie gelungen war, die gegenüber der Schallplatte deutlich billigeren und schlechteren CDs den Musikfans als das bessere und mithin teurere Produkt zu verkaufen. Gleichzeitig vermochte es die Musikindustrie, quasi ihren gesamten Backkatalog den Fans nochmal zu verdaddeln, und zwar auf CD – und die Musikindustrie schwamm plötzlich im Geld, und die Plattenfirmen bezahlten in dieser relativ kurzen Phase ihre Musiker*innen einigermaßen fair (wobei man nicht vergessen sollte, daß dies nicht zuletzt dazu diente, sich weitere Backkataloge anzueignen, und daß einige Bands an den harten Vertragsbedingungen zerbrachen, wie zum Beispiel die Jayhawks, und andere Künstler, wie Prince oder Michelle Shocked, mit dem Sklavereiparagraphen der amerikanischen Verfassung gegen die Knebelverträge der Musikindustrie klagten – und Jahre später Recht bekamen…). Mick Jagger erklärte das in einem BBC-Interview mal sehr klar: „Es gab eine kurze Periode, als die Musiker sehr anständig bezahlt wurden. Mit Platten ließ sich nur eine sehr, sehr kurze Zeit lang Geld machen, aber jetzt ist diese Periode vorbei.“

Vor allem aber ist diese wohlgepflegte Narration, daß die Musiker*innen durch die Digitalisierung und aufgrund des einbrechenden Tonträgermarktes gezwungen seien, nun vermehrt Konzerte zu spielen, eine Verhöhnung der meisten Musiker*innen und ihrer künstlerischen Integrität. Es läßt ja schon tief in die Gehirnwindungen all derer blicken, die den Quark verbreiten. Offensichtlich übersteigt es die Vorstellungskraft gewisser Journalist*innen, denen Recherche zum Fremdwort geworden ist, daß Musiker*innen aus anderen als Geldgründen Konzerte spielen – etwa aus Leidenschaft und mit Vergnügen. Weil Konzerte ihnen einen direkten Kontakt mit den Fans bescheren, weil das Konzerterlebnis einzigartig ist, und weil das Spielen von Musik „live“ an guten Abenden eines der größten kulturellen Vergnügen darstellt, die man sich überhaupt denken kann – und zwar für Musiker*innen wie für Fans!

Glaubt denn tatsächlich irgendjemand, die Rolling Stones oder ein Jimi Hendrix oder Bob Marley oder die Doors hätten Konzerte nur gespielt, um Geld zu verdienen?!? Schaut euch die Performances an, die filmisch festgehalten wurden, und ihr merkt, was für ein Blödsinn solche Gedanken sind. Da ist pure Leidenschaft zu sehen, da erleben wir Grenzüberschreitungen, die uns heute noch sprachlos machen, und da spüren wir etwas, wofür wir leben und wofür wir in Konzerte gehen, eine Einzigartigkeit, die uns fasziniert, immer wieder. Und genau dafür stellen sich auch heute noch die meisten ernstzunehmenden Musiker*innen immer wieder auf die Konzertbühnen: um uns diese Erlebnisse zu verschaffen (und auch, um dieses Erlebnis als Musiker selbst zu genießen…).

Also bitte, liebe Musikjournalist*innen: hört auf, diese bescheuerte Narration weiter zu verbreiten. Musiker werden nicht gezwungen, Konzerte zu spielen, auch wenn das euren Horizont übersteigen mag – die meisten Musiker*innen spielen Konzerte aus Lust und Leidenschaft. Und das wird auch so bleiben.
(und, liebe Leser*innen: wenn ihr wieder einmal den oben genannten Unfug lest: glaubt kein Wort! und überlegt euch, ob derartige Medien auch in anderer Hinsicht Fake-News verbreiten…)

* * *

Und nun also, nach dem Ringelpiez-mit-Anfassen-Quatsch im Hangar des Flughafens Tempelhof vor zwei Monaten, die Wieder-Eröffnung der Berliner Volksbühne unter Dercon. Draußen steht die Polizei – wie fühlt man sich da als Schauspieler*in, als Publikum? Drinnen: „Große Gesten, wenig Gehalt“ (Dirk Pilz, „Berliner Zeitung“), „Esoterik“ und „Quälerei“ (André Murmot, DLF), „eine Beleidigung der Zuschauer“ (Simon Strauss, „FAZ“). Dercon und seine Leute sind ein wenig in der Welt rumgegondelt und haben Produktionen eingekauft, die andernorts schon liefen: Performances von Tino Sehgal, die zum Beispiel bereits an Dercons alter Wirkungsstätte, der Tate Modern in London, oder jüngst im Martin-Gropius-Bau zu sehen waren und jetzt zum „Häppchenbeiwerk, zum Hintergrundrauschen“ (Pilz) werden beziehungsweise im Nicht-Kunst-Kontext der großen Theaterbühne „zerplatzen wie Seifenblasen“, „wie eine Sektenveranstaltung“ wirken, „ein mittelgroßer Bluff“, „eher eine Late Modern als eine Tate Modern“ (Rüdiger Schaper, „Tagesspiegel“). Die Re-Inszenierung dreier Beckett-Stücke, die schon in Kopenhagen oder Sidney so gezeigt wurden: „musealisiert“ („SPON“), „ausgestellte Absurdität, museal verpacktes Reproduktionstheater“ (Pilz). „Was hier passierte, war nichts anderes als eine Veralberung des Publikums“ (Strauss).

Endlos lang haben Dercon und seine Leute Zeit gehabt, etwas auf die Beine zu stellen, Millionen haben ihnen die SPD-Kulturpolitiker seinerzeit für die Eröffnung zusätzlich zum eigentlichen Volksbühnen-Etat zugeschanzt. Der Berg kreiste ewiglich, heraus kam nicht einmal eine Maus, kein Mäuschen, sondern ein aufgeblasenes Nichts.

Wenn Dercon überhaupt etwas kann, und seine Befürworter behaupten das, dann ist es Museum. Dummerweise macht er auch das Theater zu einem Museum. Freundlich gesagt ist das ein Mißverständnis und Dercon als Intendant eine Fehlbesetzung. Man kann aber auch sagen, daß es ein riesengroßes Ärgernis ist, wie ein inkompetenter Intendant, von einem nicht minder inkompetenten SPD-Kulturstaatssekretär namens Renner ins Amt gehievt, Steuergelder mit musealen und teuer eingekauften Theaterinszenierungen verbrennt. Das hat unsere Volksbühne, das hat Berlin nicht verdient.

Hoffentlich haben die Kulturpolitiker bald ein Einsehen und bereiten dem schlechten Spiel ein Ende, bevor noch größerer Schaden entsteht. Dercon hat im Juni in einem „Zeit“-Interview gebarmt, er habe sich „noch nie so unfrei gefühlt wie in Berlin“. Liebe Berliner Kulturpolitiker*innen: Helft dem armen Mann! Entlaßt Dercon aus seinem Vertrag! Soll er woanders wieder seine Freiheit genießen. So wäre uns allen geholfen.

* * *

Videotext „RTLtext“ am 25.Juni 2017:
„Trump-Sohn fordert: Depp feuern!
Nun macht die Familie von US-Präsident Donald Trump Front gegen…“
…nun ja, nicht, wie man hoffen würde, gegen den eigenen Donald, sondern leider nur gegen Johnny Depp. Schöne Schlagzeile aber trotzdem.
(gefunden in der Zeitschrift „Der tödliche Pass“)

* * *

Auch lustig: Eine Björk-Rezension in der „Zeit“.
„Man höre, wie Arca und sie im Eröffnungsstück Arisen My Senses schwere, dramatisch dräuende Orchester-Samples mit metallisch stotternden Beats unterwühlen und Björk ihren Gesang – reines Rubato – ausschließlich an den scheinbar unbesingbaren Rhythmen und Bässen orientiert. Im Titelstück driftet sie fast solipsistisch an einer sich um sich selbst drehenden Flötenfigur vorbei – bis ihr Gesang durch die erst ebenso umgebungsblind dahinknirschenden Beats doch wieder verlässlich in das musikalische Ganze gebunden wird.“
Alles klar?
Nun habe ich auch nach mehrmaligem Anhören des Songs kein „rubato“ (und auch kein „reines Rubato“…) in Björks Gesang finden können, aber ich nehme an, der Begriff wurde nicht aus inhaltlichen Gründen gewählt, sondern nur, weil da irgendein italienischer Musikfachbegriff stehen sollte, wurscht, was er in Wahrheit bedeutet. Die immer wieder gern verwendete inhaltslose Distinktions-Zurschaustellung des Popjournalismus eben.

* * *

Und wozu dient die Elbphilharmonie in Wirklichkeit? Diese Kathedrale der Hamburgischen Gesinnung, in der sich Event und Kaufmannschaft zur Investorenarchitektur vereinigen?

Genau: Dazu, daß ein Karl Lagerfeld an diesem Ort eine Chanel-Kollektion präsentieren darf. Dafür wurde das Ding gebaut! Darüber freuen sich die Eigentümer der Luxuswohnungen in den oberen Stockwerken der Elphi, die schlappe 35.000 Euro pro Quadratmeter ausgegeben haben, sicher ebenso wie die Mitglieder des elitären „Elbphilharmonie Circle“, des „Unternehmerkreises der Elbphilharmonie“, denen im 13.Stock des Gebäudes eine exklusive Circle Lounge eingerichtet wurde – nun müssen die Superreichen nicht immer nur Klassik und Einstürzende Neubauten sehen, wenn sie mit dem Fahrstuhl paar Stockwerke tiefer in die großen Säle fahren, sondern können das erleben, worauf es wirklich ankommt: Eine Chanel-Modenschau! Karl Lagerfeld! Models!

„Das Orchester spielt ‚La Paloma’, die ersten Models zeigen sich ganz oben auf Stockwerk 16 (…) Das Chanel-Defilee in der Elbphilharmonie hat Dimensionen erreicht, die eine ganze Stadt in einen Ausnahmezustand versetzt. Organisatorisch und mental.“ (FAZ)

Das mit dem „Ausnahmezustand“ glaube ich sofort (das mit der „ganzen Stadt“ weniger). Eine Stadt kommt zu sich, am dafür vorgesehenen Ort.

* * *

Ich vergesse immer wieder bei der morgendlichen Zeitungslektüre, daß ein wichtiger und amüsanter Teil der Zeitung, hinter der angeblich immer ein kluger Kopf steckt, die Todesanzeigen sind.

Am 9.Dezember diesen Jahres gibt eine „Marie Therese Reichsgräfin von und zu Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg geborene Gräfin Ambrózy von Seden und Remete“ im „eigenen Namen“ (ach…) sowie „im Namen Ihres (Großschreibung so im Original, BS) Adoptivsohnes Christopher Reichsgraf von und zu Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg, dessen Gemahlin Daniela Reichsgräfin von und zu Lerchenfeld auf Köering und Schönberg geborene Kleinewefers“ und allerlei anderer Anverwandter das Ableben eines, nein, „Seines“ (bezogen auf „Gott unserem allmächtigen Herrn“ im Halbsatz zuvor, also) „Seines Hochgeborenen Philipp Reichsgraf von und zu Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg“, seines Zeichens „Dipl.Ing. agr., Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, MdL a.D. und MdB a.D., Großkomptur des bayerischen Hausritterordens vom Hl. Georg, Ehren- und Devotionsritter des Souveränen Malteser Ritterordens“ und „Träger verschiedener staatlicher und kirchlicher Orden und Ehrenzeichen“ bekannt.

Nur mal so am Rande, wenn Sie mal wieder wissen wollen, wie diese Gesellschaft und dieser Staat funktionieren, und was die Reichen und die Konservativen so treiben: Lesen Sie die Traueranzeigen in der „FAZ“. Es lohnt sich. Sie werden die Welt besser verstehen. Und wenn Sie diese Anzeigen laut vorlesen, haben Sie noch einigen Spaß dazu.

P.S.
Natürlich dachten wir, daß mit der Weimarer Reichsverfassung 1919 der Adel abgeschafft worden sei – aber das ist eben ein Irrtum, es wurden nur „die öffentlich-rechtlichen Vorrechte oder Nachteile der Geburt oder des Standes aufgehoben“, anders als ausgerechnet im Titel-versessenen Österreich, wo der Adel im Adelaufhebungsgesetz 1919 komplett aufgehoben und die Verwendung von Adelsprädikaten und Titeln in den Namen verboten wurde.
Hierzulande dagegen sollte angesichts all der Dünkelhaftigkeit und des Standes“ethos“ des Adels gelten: Ab in die Produktion!

* * *

Wollen wir mal kurz über Morrissey reden? Den popmusikalischen Rechtspopulisten?

In meinem 2013 erschienenen Buch „Das Geschäft mit der Musik“ hatte ich darauf hingewiesen, daß Morrissey ein Rassist ist, der gegen Einwanderung oder allgemein gegen Schwarze wettert und Chinesen als eine „Unterart“ („subspecies“), also als Untermenschen, bezeichnet. Und immer wieder kamen nach meinen Vorträgen, wenn ich dieses Beispiel nannte, Leute zu mir und fragten, ob er das denn wirklich gesagt habe. So sterben Helden(bilder)…

Nun hat er das, was er seit jeher tut, wieder getan. Morrissey hat ein neues Album veröffentlicht, auf dem er, und das ist noch das Harmloseste daran, den Brexit bejubelt. Er stellt sich mit Trump gegen die Regierung Venezuelas oder wettert wie der US-Präsident gegen Journalismus, und zwar nicht, weil er sich besseren Journalismus wünscht, sondern keinen (und bezeichnet Trump gleichzeitig in bestem Goebbels-Slang als „Ungeziefer. Ein riesiges Ungeziefer“). Politiker haben in der Morissey-Welt generell keine Ahnung („They never stop talking / They can’t say what they really mean“…), und Parlamente sind pure Schwatzbuden – einmal tief reingegriffen ins Arsenal rechtsradikaler und verschwörungstheoretischer Rhetorik.

In einem Interview mit dem „Spiegel“ hat Morrissey dann endgültig seine Hosen runtergelassen:
Er behauptet allen Ernstes, daß Berlin „die Vergewaltigungshauptstadt geworden“ sei, und zwar „wegen der offenen Grenzen“. Und er entpuppt sich als Fan der „Identitären“: „Ich will, daß Deutschland deutsch ist. Und Frankreich französisch ist. Wenn man versucht, alles multikulturell zu machen, hat man am Ende gar keine Kultur mehr. Alle europäischen Länder haben viele, viele Jahre für ihre Identität gekämpft. Und jetzt werfen sie sie einfach weg. Ich finde das traurig.“
Ja, Morrissey ist und bleibt ein Rassist, und er spielt den Soundtrack zu Pegida-Kundgebungen. Musik für AfD-Wähler. Wer so etwas hört, muß sich darüber im Klaren sein, wer und was Morrisey ist.

* * *

Was dem Morrisey sein Rechtspopulismus, ist dem Roger Waters sein Antisemitismus. Bei seinen Konzerten läßt der ehemalige Pink Floyd-Musiker Ballons in Schweineform mit dem Davidstern drauf in die Luft steigen – alle Juden sind Schweine! Ekelhaft.

Roger Waters ist seit langem prominenter Unterstützer der im Kern antisemitischen BDS-Kampagne (Deutsche! hört keine Musik von Juden, wenn sie aus Israel kommen! Musiker! spielt nicht in Israel!), die dazu aufruft, Israel zu isolieren. „Beim BDS sind die Grenzen zwischen der behaupteten Kritik an der israelischen Regierung und manifestem Judenhaß fließend“ (FAZ). Und Roger Waters setzt regelmäßig andere Künstler unter Druck, nicht in Israel aufzutreten, zuletzt mußten Radiohead oder Nick Cave unerfreuliche Bekanntschaft mit Roger Waters machen.

Immerhin ist der WDR (und in seinem Gefolge andere ARD-Sender) nun von einer Kooperation mit Roger Waters zurückgetreten und wird die Konzerte von Roger Waters nicht übertragen. Die Begründung des WDR-Intendanten Tom Buhrow allerdings, Detlef zum Winkel hat in einem lesenswerten Artikel in der „Jungle World“ darauf hingewiesen, läßt zu wünschen übrig und ist eine Meisterleistung verqueren Sich-aus-der-Verantwortung-Stehlens. Der Kölner Bürgerin Malca Goldstein-Wolf, die auf Change.org eine Petition gegen die WDR-Kooperation mt dem Antisemiten Waters organisiert hat, schreibt Buhrow im gönnerhaften Feudalherrenstil:
„Ich spüre, dass nicht viele Worte und Argumente Sie überzeugen werden, sondern nur eine eindeutige Haltung. Die gebe ich Ihnen, denn mir ist wichtig, dass Sie mir glauben, wie wichtig mir Ihre Empfindungen sind.“

Buhrow respektiert also, wie zum Winkel schreibt, „nicht die inhaltliche Kritik von Goldstein-Wolf, sondern nur ihre Empfindungen. (…) Er hätte zwar, wie er zu verstehen gibt, viele Worte und Argumente, die er gegen das Anliegen der Bittstellerin vorbringen könnte. (…) Mit Argumenten komme ich bei der hysterischen Szene sowieso nicht an. Also gewährt er eine Handlung“ und erwartet nun: Dankbarkeit der Untergebenen.

„Buhrow sagt nicht, dass es ein Fehler war, die Waters-Konzerte präsentieren zu wollen, und er erklärt auch nicht, wie man überhaupt darauf kommen konnte. Sein Mangel an Einsicht ist schlicht deprimierend.“ (zum Winkel)

* * *

Eine andere Art von Haltung als Morrissey oder Waters beweist Nick Cave.
Der unsäglichen BDS-Kampagne stellt sich Nick Cave auf so einfache wie eindeutige Weise entgegen: Er spielte zwei (natürlich ausverkaufte) Konzerte in Tel Aviv, und er ließ auf einer Pressekonferenz wissen, daß er das ausdrücklich auch als Statement gegen die Drangsalierung durch die Israel-Boykott-Kampagne und gegen die BDS-Kampagne an sich verstanden wissen will. Bravo!
Und die bessere Musik macht Nick Cave sowieso…

* * *

Geld in die Private-Equity-Branche stecken? Geht gar nicht, sagen die Bischöfe: „Eine ethisch nachhaltige Ausrichtung von Priavte-Equity-Beteiligungen ist noch selten und setzt eine intensive Beschäftigung mit den eingegangenen Beteiligungen voraus“, heißt es im Leitfaden der Evangelischen Kirche in Deutschland für die Leute, die das Geld der Kirche anlegen, in vage raunender Vieldeutigkeit. Katholische Bischöfe lehnen das Beteiligungsgeschäft laut „FAZ“ ganz ab: „Das Bistum Hildesheim gibt Regeln zur Geldanlage für Gemeinden, Verbände und kirchliche Stiftungen heraus. Unter ‚Das geht nicht’ fallen unter anderem ‚Risiko-Investmentfonds wie Hedge-Fonds oder Private Equity-Fonds‘. Das Erzbistum Köln sieht das genauso, ‚weil diese Formen meist auf kurzfristige Gewinnmaximierung zielen‘. Das Erzbistum Paderborn will mit Private Equity nichts zu tun haben.“

Gut gebrüllt. Aber auch ernst zu nehmen? Sie ahnen sicher schon, was jetzt kommt:
Denn die schärfsten Kritiker der Elche sind bekanntlich selber welche.
In der Realität stecken kirchliche Pensionskassen wie die Katholische Zusatzversorgungskasse des Verbandes der Diözesen Deutschlands (KZVK) in Köln oder die Kirchliche Zusatzversorgungskasse Rheinland-Westfalen und die Versorgungskasse für Pfarrer und Kirchenbeamte, beides protestantische Institutionen, einen großen Teil ihres Geldes in: genau, in Private-Equity-Fonds. Die KZVK legt 17,5 Milliarden Euro an, die beiden protestantischen Kassen gut 10 Milliarden. Bei der KVK kommen laut Geschäftsbericht in Beteiligungen an vier Private-Equity-GmbHs 260 Millionen Euro zusammen, die protestantischen Fonds investieren 346 Millionen Euro in die Private-Equity-Branche.

Letztlich stecken also die kirchlichen Pensionskassen Hunderte Millionen Euro just in die Fonds, die sie in ihren Sonntagspredigten so vehement ablehnen, und zeigen sich damit als besonders versierte und routinierte Pharisäer.

* * *

Und wie funktioniert Staatsfernsehen (das man nicht so nennen darf, wenn es nach den Öffi-Bossen geht, da werden sie sehr böse)? So: Da sucht die Landesanstalt für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz einen neuen Direktor. Obwohl, „sucht“ ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Denn eigentlich würde das ja bedeuten, daß eine öffentliche Institution wie die LMK, die aus den Mitteln des Rundfunkbeitrags finanziert wird, solch eine Stelle öffentlich ausschreibt, wie es landauf landab üblich ist. Solch eine Ausschreibung allerdings hat es nie gegeben.

Es gab keine Stellenausschreibung, es gab kein offenes Verfahren für diese aus Rundfunkbeiträgen finanzierte Stelle, die mit rund zweihunderttausend Euro jährlich üppig dotiert ist. Es gab aber einen Bewerber. Einen einzigen. Und der war, was ganz sicher im rot-grün-gelb regierten Rheinland-Pfalz der reine Zufall war, just ein SPD-Mann, für den ein neuer Job gefunden werden mußte. Denn der Bewerber, den sich die rheinland-pfälzische Landesregierung unter Malu Dreyer (SPD) ausgeguckt hatte und der ohne Ausschreibung ins Amt, nun ja, „gewählt“ wurde (mit denkbar knapper Mehrheit übrigens), ist der SPD-Politiker Jan Eumann, bis zur Abwahl der rot-grünen Regierung in NRW Medienstaatssekretär der dortigen Regierung. Vorher war Eumann u.a. dadurch aufgefallen, daß er „bei der Kölner Spendenaffäre fingierte Quittungen angenommen hatte“, oder daß er bei einer „Selbstplagiatsaffäre für die Promotion seine Magisterarbeit mehr oder weniger neu aufgelegt hatte“ (FAZ).
Ich glaube, man nennt das, was da in Rheinland-Pfalz praktiziert wurde, verniedlichend „Klüngel“. Verfassungsrechtler nennen das Verfahren „verfassungswidrig“ und verweisen darauf, daß eine öffentliche Ausschreibung der Stelle „zwingend notwendig“ gewesen sei (so der Leipziger Staats- und Medienrechtler Hubertus Gersdorf). Und die Zwangsbeitragszahler*innen der Öffis schütteln den Kopf über dieses dreiste Postengeschachere und den Genossenfilz.

Der neue LMK-Chef Eumann dagegen findet alles prima so, wie es gelaufen ist, und blafft eine Journalistin an, die ihm eine kritische Frage stellt. Mainz, wie es singt und lacht. Jetzt neu in Endlosschleife.

* * *

Und von wem läßt sich die EsPeDe finanzieren?
Der jüngste Parteitag der Sozialdemokraten wurde gesponsert von BMW, Audi, EnBW, Amprion und etlichen anderen Großkonzernen. It’s the Bimbes, stupid!
Die Partei ist auf einem guten Weg. In die Bedeutungslosigkeit.

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* * *

Jetzt lassen wir mal Trump beiseite und fragen uns: Was ist der Unterschied zwischen den USA und der BRD in Sachen Autoindustriepolitik und Verbraucherschutz?

Nicht wie Sie denken: In den USA wurden die verbrecherischen deutschen Automobilkonzerne, die ihre Käufer betrogen und Menschen und Umwelt im Dieselskandal massiv geschädigt haben, nämlich dazu verurteilt, die Autokäufer mit hohen Summen zu entschädigen. Man nennt so etwas, wir buchstabieren: V-e-r-b-r-a-u-c-h-e-r-s-c-h-u-t-z. Und der verantwortliche Konzernmanager wurde jetzt zu sieben Jahren Haft verurteilt: „Wegen Verschwörung zum Betrug und Verstoß gegen Umweltgesetze sprach Richter Sean Cox am Mittwoch in Detroit eine siebenjährige Gefängnisstrafe gegen den langjährigen VW-Angestellten Oliver Schmidt aus. Zudem muss der Manager, der laut Anklage von Februar 2012 bis März 2015 in leitender Funktion für Umweltfragen in den USA zuständig war, Geldstrafen in Höhe von 400.000 Dollar zahlen.“ (laut „SPON“)

Das gleiche Verbrechen der deutschen Automobilkonzerne führt hierzulande zu: nichts. Buchstäblich: nichts. Die Käufer werden nicht entschädigt. Ihnen wird irgendein nichtsnutziges Computerupdate aufgespielt, und das wars. Und Menschen und Umwelt? Sind der Politik hierzulande egal. Die Justiz sagt zwar, daß die deutschen Autos Menschen und Umwelt schädigen, und entscheidet, daß für die Dieselfahrzeuge Fahrverbote gelten müssen. Beziehungsweise müßten. Denn umgesetzt wird: nichts.

Und woran liegt das? Vielleicht an der Verzahnung von Politik und Wirtschaft? Daran, daß hochkarätige Politiker durch die Drehtür als Manager oder Lobbyisten in die Automobilindustrie wechseln?

Und: Was ist der Unterschied zwischen einem verbrecherischen deutschen Automobilkonzern und der Mafia? Nun, die Mafia kennt neben allem verbrecherischen Tun noch so etwas wie Ehre. Der Volkswagen-Konzern dagegen, der sich des als „Dieselgate“ bekannten Vergehens gegenüber den US-Strafverfolgungsbehörden als schuldig bekannt und in dessen Auftrag sein leitender US-Angestellter die einschlägigen Betrügereien begangen hat, läßt den Manager, der auf Anweisung des Autokonzerns handelte, fallen wie eine heiße Kartoffel und verkauft das als „Pflichtverletzung von Beschäftigten“ und sogar als „Compliance-Pflicht“ des Unternehmens.

* * *

Franz Dobler, einer der wenigen bedeutenden deutschen Schriftsteller unserer Tage, hat jüngst ein Gedicht geschrieben, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Es handelt von der Wechselwirkung von Popkultur und Kommerz und von der eigenen Rolle, die wir alle in diesem Spiel einnehmen. Und vom „neuen Geist des Kapitalismus“, wie Boltanski/Chiapello die Tatsache genannt haben, daß der Kapitalismus alle menschlichen Kräfte integrieren kann, also auch und gerade diejenigen, die gegen ihn gerichtet sind, etwa in emanzipatorischer Absicht.

„Passagier 2017“ heißt das Gedicht, mit freundlicher Abdruckgenehmigung des Autors:

Im Supermarkt kommt aus den Lautsprechern
Iggy Pop mit The Passenger.
Vor 40 Jahren um 15 Uhr hätte ich das so gesehen:
Wir haben den Supermarkt eingenommen!

Jetzt haben sich die Rauchwolken verzogen
Und die Sache sieht anders aus:
Sie sind überall.
Es gibt kein Entkommen.

Eine Erkenntnis
Die mich nicht schockierte
Nur ganz kurz berührte.
Ich hatte mir schon sowas gedacht.

* * *

Weihnachten? Advent? Besinnlichkeit? Ibäh. Meinen Sie jetzt nicht ernst, oder?

Aber anläßlich der Feiertage und des Jahreswechsels könnte ein wenig Rückbesinnung nicht schaden. Mehr Solidarität wagen. Mehr Mitmenschlichkeit. Und, ja, auch mehr Freundlichkeit.

Die schwedische Fußball-Nationalstürmerin Olivia Schough lief dieses Jahr beim Algarve Cup in Portugal am Internationalen Frauentag mit dieser schönen Empfehlung auf ihrem Trikot auf*: „Everyone you meet is fighting a battle you know nothing about. Be kind. Always.“

Eine Herausforderung und eine Übung zugleich. Nicht ganz einfach, zugegeben, aber sehr wertvoll.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen schöne Feiertage und uns allen nur das Allerbeste im Neuen Jahr! Und schön wärs, Sie blieben meinen Künstler*innen, meiner kleinen Agentur, meinem Rundbrief und mir auch in 2018 gewogen…

Herzlich grüßt
Ihr Berthold Seliger

* Den Hinweis darauf verdanke ich einem ziemlich großartigen Text von Frank Schwarzberg in der Tageszeitung „Junge Welt“ vom 11.12.2017 unter dem Titel „Applaus muß nicht sein (und Erfolg ist keine Bedingung für Anerkennung“.

12. • Gereon Janzings Feiertags-Worte
¡Hola, hallo, hello!

Català: Bon Nadal, feliç solstici d’hivern o què sigui que celebreu!

Deutsch: Frohe Weihnachten, frohes Julfest, frohe Wintersonnenwende, oder was immer ihr feiert!

English: Merry Christmas, merry Yuletide, merry winter solstice or whatever you celebrate!

Castellano / español: ¡Feliz Navidad, feliz solsticio de invierno o qué quiera que celebréis!

Català: En Alemanya hi ha el costum de posar una pícea a l’habitació i cantar de les fulles verdes de l’avet. A Eivissa no hi ha ni pícees ni avets. Però hom pot posar un pi a l’habitació i cantar de les fulles verdes de l’olivera.

Deutsch: In Deutschland ist es Sitte, eine Fichte ins Zimmer zu stellen und dann zu singen: „Oh Tannenbaum! Oh Tannenbaum! Wie grün sind deine Blätter!“ Auf Ibiza gibt es weder Fichten noch Tannen. Aber man kann eine Kiefer ins Zimmer stellen und singen: „Olivenbaum! Olivenbaum! Wie grün sind deine Blätter!“

English: In Germany it is a habit to put up a spruce in the room and sing about the green leaves of a fir. On Ibiza there are neither spruces nor firs. But you can put up a pine in the room and sing about the green leaves of an olive-tree.

Castellano / español: En Alemania hay la costumbre de poner una pícea en la habitación y cantar de las hojas verdes del abeto. En Ibiza no hay ni píceas ni abetos. Pero uno puede poner un pino en la habitación y cantar sobre las hojas verdes del olivo.

Català: Per cert, és gràcies a les oliveres que tinc la meva llar actual. És que vaig conéixer en Davide en un curs de poda d’oliveres.

Deutsch: Übrigens verdanke ich den Olivenbäumen, dass ich mein derzeitiges Zuhause habe. Ich habe nämlich Davide in einem Kurs zum Ölbaumschnitt kennen gelernt.

English: By the way, it is thanks to the olive-trees that I’ve got my current home. You know, I met Davide in a course on olive-tree pruning.

Castellano / español: Por cierto, es gracias a los olivos que tengo mi hogar actual. Es que conocí a Davide en un curso de poda de olivos.

Català: Si em recordo bé, avui mateix tinc un jubileu: fa quinze anys per última vegada vaig anar amb avió. Des de llavors han passat moltes coses en la meua vida. I totes sense avió.

Deutsch: Falls ich mich recht entsinne, habe ich genau heute ein Jubiläum: Vor fünfzehn Jahren bin ich letztmals mit dem Flugzeug gereist. Seitdem ist in meinem Leben viel passiert. Und alles ohne Flugzeug.

English: If I remember well, then I’ve got a jubilee just today: Fifteen years ago I went by aeroplane for the very last time. Since then lots of things have happened in my life. And all of them without an aeroplane.

Castellano / español: Si me acuerdo bien, hoy mismo tengo un jubileo: Hace quince años por última vez fui en avión. Desde entonces han pasado muchas cosas en mi vida. Y todas sin avión.

Català: Ahir no hi havia només el solstici sinó també la conjunció de Saturn amb el Solell. I va ésser la seva distància màxima de la Terra en aquest segle.

Deutsch: Gestern war nicht nur die Sonnenwende, sondern auch die Konjunktion des Saturn mit der Sonne. Und es war seine größte Erddistanz in diesem Jahrhundert.

English: Yesterday it was not only the solstice but also the conjunction of Saturn with the Sun. And it was his longest distance from the Earth within this century.

Castellano / español: Ayer no había tan solo el solsticio sino también la conjunción de Saturno con el Sol. Y fue su distancia máxima de la Tierra en este siglo.

Català: Ara estic sol a ca meua. Fins i tot n’Elena se’n ha anat. Amb ella, malgrat algunes diferències d’opinió, tenim certa proximitat especial. Per exemple, la seua cançó de karaoke és la mateixa que la meua, amb les paraules del moderador: „Ara en Gereon amb ‚I will survive‘. Ho sobreviurem?“

Deutsch: Jetzt bin ich allein zu Hause. Selbst Elena ist fortgefahren. Mit ihr habe ich trotz mancher Meinungsverschiedenheiten irgendwie eine besondere Nähe. Zum Beispiel ist ihr Karaoke-Lied dasselbe wie meins, in den Worten des Moderators: „Jetzt Gereon mit ‚I will survive‘. Werden wir es überleben?“

English: Now I am alone at home. Even Elena has left. With her, inspite of some differences in opinion, I’ve got some special closeness. For example her karaoke song is the same as mine, in the moderator’s words: „Now Gereon with ‚I will survive‘. Will we survive it?“

Castellano / español: Ahora estoy solo en casa. Incluso Elena se ha ido. Con ella, a pesar de algunas diferencias de opinión, tenemos cierta cercanía especial. Por ejemplo, su canción de karaoke es la misma que la mía, en las palabras del moderador: „Gereón con ‚I will survive‘. ¿Lo vamos a sobrevivir?!

Fins aviat / Bis bald / Hear from one another soon / Hasta luego

Gereon

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