1.-2015-VollMond-Brösel

1. Bobo

Unserm Freund Bobo gehts gesundheitlich nicht gut. Das kommt nicht wirklich überraschend, trifft mich aber doch. Schließlich treffen wir uns über die Jahre jeden Donnerstag im Café Villa und ohne ihn ist mein Stadt-Tag ein anderer.

Anfang Oktober 1969 trafen wir uns ein erstes Mal – nur wenige Schritte vom Villa entfernt. Er und sein Bruder kamen aus Marokko und suchten was zum pennen. Ich hatte gerade meinen Ersatzdienst beendet und wußte, daß in der Baracke für Ersatzdienstler in Schlierbach mehrere Zimmer frei standen. Eines davon belegte Tage später Soni, den wir zu jener Zeit aus seiner Heimat entführten. Auch er kommt noch heute an den meisten Donnerstagen ins Café.

Alle drei waren wir heimat- & mittellos, ohne konkrete Perspektive – aber erstmals ohne Zwänge durch Elternhaus, Schule, Lehrstelle etc. Dann stieß Red zu uns. Er brachte mir das Dealen bei. Hatte ich doch 500 DM Entlassungsgeld vom Ersatzdienst und die wurden mit seiner Hilfe in Cannabis investiert. Und auch Dank seiner Hilfe und Tips hatte ich in meinen 7 Jahren als Hanfdealer nie Probleme. Ein anderes Angebot von ihm lehnte ich jedoch – im Unterschied zu Bobo und Soni – ab. Und so geht es zumindest meiner Niere und Leber etc. heute besser als denen der Kollegen.

Ich begleitete Bobo zu seinem (1.?) Entzug nach Formenterra; für mich die erste Station einer jahrzehntelangen Insel-Hopperei. Da schliefen & faulenzten wir am Strand und verbrachten die Abende in der Fonda Pepe (die man heute livegestreamt im Internet besuchen kann). Ich war in meinem Leben nur sieben Mal besoffen – jedesmal mit einer bestimmten Person und deren aktuellem Lieblingsgetränk. Ich kann mich noch erinnern, wie ich nächtens auf dem Weg zum Strand/Schlafsack rotweinbesoffen umfiel, auf dem Rücken lag und die Augen in schneller Folge öffnete und schloß, denn beide Blickwinkel – in den Kosmos wie ins Innere – waren kaum erträglich. Damals malte ich spontan ein Bild in mein Bilderbuch, eine Seite nach dem zauberhaften Mandala, daß ich tags zuvor am Ende der Insel auf Trip gemalt hatte. Jahrzehnte später zeigte ich die beiden Bilder wiederholt, als ich als Drogenaufklärer unterwegs war, um die Wirkung der verschiedenen Substanzen auf mein Systen zu dokumentieren.

Im Jahr drauf wurde dann in HD der ‚Verein zur Bekämpfung der Rauschgiftgefahr‘, RELEASE, gegründet. Da waren wir aus verschiedenen Gründen schnell dabei; hatten wir dort ein Dach überm Kopf, nachdem wir doch viele gemeinsame Nächte am Lagerfeuer am Riesenstein verbracht hatten; wiederholt betript vom Blitzlicht des Jungfotografen Micky ‚erleuchtet‘ wurden. Nach wie vor entzünden wir in Löhrbach noch Lagerfeuer, das kann ich ganz gut. Aber Bobo konnte es besser.

• Und jetzt wo ich dies schreibe muß ich selbiges unterbrechen: an der Haustür stehen die ‚Hlg. 3 Könige‘ – erstmals 4 Königinnen •

Keine Ahnung, welche Gemeinsamkeiten uns verbanden. Meine Theorie: unter all den Schulabbrechern jener Zeit auf der einen, den Abiturienten mit Eltern/haus und ‚besserer‘ Herkunft auf der anderen Seite, gab es nur wenige mit einer abgeschlossenen Lehre. Und im Release fand man sich auf anderen Ebenen wieder: zum einen jene, die substanzabhängig Hilfe brauchten, zum andern jene, die sich von Substanzen mehr als nur einen kurzzeitigen Kick erhofften. Ich besaß damals nur eine LP, ‚Born to Be‘ von Melanie. Ob er damals öfters mitgesungen hat „…I‘ve been bad, but I could be good instead“? Schließlich hieß der zitierte Song ‚Bobo‘s Party‘ & it was pretty good …
Ich glaub es war Wilfried Bauer, dessen Foto von uns beiden ‚Drogenhelfern‘ dann in der Presse erschien – war es im Stern oder der Zeit?

Als ich mit Gerd dann nach Löhrbach zog, in die Nachbarschaft unseres Druckers Jürgen Vatter, fing Bobo irgendwann an in dessen Druckerei zu arbeiten. Drückend und druckend. Als Jürgen fortzog und Gerd und ich die ‚Alte Schmiede‘ übernahmen, half mir Bobo dabei, aus einem eingefallenen Schuppen die Bedachung meines Open-Air-Bettes zu improvisieren; ist er doch mit Hammer und Säge geschickter als ich. Keine Ahnung, wie wir damals gezaubert haben, dachten wir wahrscheinlich, dieses Bauwerk sollte bis nächstes Jahre halten. Fakt ist: es steht heute noch und nach wie vor ists mein Schlafzimmer. In den letzten Wintern habe ich nur wenige Nächte im häuslichen Schlafzimmer verbracht … Allein dafür gehört ihm ein Löhrbacher Verdienstorden – den er allemal ablehnen würde. Warum er Löhrbach seit dem Auszug von Gerd gemieden hat – da haben wir nie drüber geredet.

Ich hatte dann meinen ‚Weg‘ gefunden, wurde Schreiber und spielte bis heute mit Informationen und Medien, und irgendwie war Bobo – direkt oder indirekt – beteiligt. Wiederholt verfaßte er auch Beiträge, wie jenen für das Buch über die 60er Jahre: „Ich war jung und ich brauchte die Welt“. Er wurde Roadie, erledigte andere Jobs und blieb sich dabei irgendwie treu. Kein Ausverkauf, keine Konsumgeilheit etc. Vater wurde er, wie gemeinsame Freunde, wohl etwas früh und unvorbereitet. Auch davon habe ich profitiert, als ich ein Jahrzehnt später Vater wurde, hatte ich von den Fehlern meiner schnelleren Freunde gelernt. Und er spätestens als Opa, scheint er da doch in eine Vorbildsituation hineingewachsen zu sein, wenn man den Worten seiner Tochter folgt.

Jetzt gehts seinem Körper also dreckig. Warum hat der Liebe Gott auch Substanzen gezaubert, die der menschliche Körper nicht problemlos in Mengen verträgt? Schwamm drüber. Wichtig ist doch, daß er ein in weiten Teilen selbstständiges, selbsterwähltes Leben gelebt hat, auch wenn das eventüll nicht mehr lange dauern wird. Hab herzlichen Dank für gemeinsame Zeiten/Aktivitäten. Nicht nur mein Herz wird sich darüber hinaus an ihn erinnern, auch seine Tochter, deren Worte mich sehr rühren:

„… er nimmt seine ganze situation mit so viel würde, liebe und einem herrlich schwarzen humor… gab selten in meinem leben momente in denen ich mich meinem vater so nah gefühlt habe!“

PS. I – Mein Lied des Jahres 2014 singen Kenny Rodgers und Dolly Parton: You can‘t make old friends. Man hat sie oder hat sie nicht. Und die Tränen die mein System beim zuhören ausschüttet sind freudvolle. Danke, Bobo – daran haben wir vor 45 Jahren wirklich nicht gedacht…

PS II – Vor einem Jahr brachten mir die Hlg. 3 Könige meinen Herzinfarkt…

Bobo - grau-Kopie

2. Feiern mit den Altmeistern

John C. Lilly wird am 6. 1. 100 Jahre alt…
Albert Hofmann am 11. 1. schon 109
Tim Leary im Gespräch:
http://psypressuk.com/2014/11/25/reimprinting-timothy-leary-an-interview-with-james-penner/?mc_cid=b85c665691&mc_eid=d6238052f6

3. Am/im Himmel tut sich was…

http://www.spektrum.de/wissen/7-faszinierende-leuchterscheinungen-am-himmel/1320691?_druck=1&etcc_cmp=SDW&etcc_med=Newsletter&fb=Wissen&etcc_tar=Brand&utm_medium=newsletter&utm_source=sdw-nl&utm_campaign=sdw-nl-daily&utm_content=wissen

4. Willkommens-Kultur in Weinheim

Unter diesem Titel wurde mein Leserbrief an die Rhein Neckar Zeitung am 30. 12. auf der redaktionellen Weinheim-Seite abgedruckt:
•••
OB Bernhardt wurde dieses Tage in der Zeitung mit seinem Wunsch nach mehr ‚Willkommens-Kultur‘ zitiert – einem Begriff, der zunehmend im Rahmen der Asylanten-Debatten benutzt wird.

Daran hapert es bei uns bislang, auch diesseits der Asyl-Problematik. Fernreisende berichten schon seit Langem über die oft kaum nachvollziehbare, überwältigende Gastfreundschaft, die einem in manchen Teilen der Welt widerfahren kann. Wiederholte Erlebnisse dieser Art, vor allem in West-Afrika, bewogen mich, der ich ursprünglich eine Hotelier-Laufbahn der ‚professionellen Gastfreundschaft‘ eingeschlagen hatte, vor ca 20 Jahren, ein Buch über die Gastfreundschafts-Riten (& Fallen) der verschiedenen Kulturen und Länder zu sammeln, um daraus ein Buch zu machen.

Für dieses Buch, ‚Willkommen! – Gastfreundschaft weltweit‘, steuerten vielen Menschen verschiedener Kulturen, und auch Reisende und Gastgeber, ihr Wissen und ihre eigenen Erfahrungen bei. Aus all den Beiträgen schuf ich in meinem damaligen Schreiberlings-Büro, dem Roten Turm, das Buch, welches der OB nun als ‚hochaktuell‘ bezeichnet. Ein großartiger Gast-Geber Weinheims war in den 70ern der alte Forstmeister Wilhelm Frabricius mit seinen Erzählungen am Lagerfeuerim Schloßpark. Auch das erhaltene Gäste-Buch des Roten Turmes aus jenen Jahren ist ein lebendiges Dokument einer Willkommens-Kultur.

Zu jenen Zeiten sorgte sich auch der Muddys Club um ‚Fremde‘. Muddys-Inspirator Benny Schmidt stellte mich immer wieder Musikern aus den USA und Afrika vor, denen ich am Tag ihres Auftrittes unterschiedliche Aspekte und Ansichten und Einsichten Weinheim näher brachte, für sie den local guide spielte. Für mich z.B. unvergessen. als Prof. Timothy Leary in der Altstadt ins Schwärmen geriet: „This looks like Hollywood – only it‘s real!“

Für diese Aktivitäten bekam ich dann als ‚Kulturarchäologe‘ im Jahr 2006 den Blue Bird Award, einschließlich einem Eintrag ins Goldene (?) Buch der Stadt Weinheim.

OK, das als versöhnliche Botschaft zum Jahreswechsel. Im abgelaufenen Jahr bin ich in Weinheim ja meist als Moserer gegen die Drei SteinNazis in der Bahnhofstraße aufgefallen – dem Willkommensgruß für NPD‘ler aus dem ganzen Lande, die der geforderten Willkommens-Kultur in den Rücken fällt. Nun gilt es, auch für Asylanten und Verfolgte neue ‚bunte‘ Willkommens-Strategien zu entwerfen.
Wo, wenn nicht in Weinheim?
Werner Pieper
•••
http://www.gruenekraft.com/willkommen-p-2256.html

5. Buchprojekt ‚Generationen-Briefe‘

Nach wie vor kommen mehr löbliche Anerkennungen ob der Idee für dieses Buch als wirkliche Beiträge. Aber von denen werden auch zunehmend mehr angekündigt. Gut Ding will Weile haben – ich freue mich über jeden Beitrag, auch Deinen …

6. Bücher

https://www.facebook.com/Upworthy/photos/a.367249613315903.85664.354522044588660/918797578161101/?type=1

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert