Flashback-Brösel

• Neue Postanschrift ohne umzuziehen?
Nein, ich bin nicht umgezogen, aber die Dt. Post ist zwischenzeitlich ab und an nicht mehr in der Lage, mir meine Post an die ‚Alte Schmiede in Löhrbach‘ zuzustellen.
Schon als ich hier 1975 einzog, war dies nicht die amtliche Anschrift, die war schon damals
Abtsteinacherstr. 8
69488 Birkenau.
Da mich viele, vor allem ausländische Briefpartner wiederholt fragten „Birkenau? Das ist doch Auschwitz?“ und ich es schon immer charmant fand, daß im ländlichen England Häuser oft einen Eigennamen tragen, führte ich damals halt
Alte Schmiede, in
69488 Löhrbach ein.
Zumal ich ein löhrbäscher Lokalpatriot bin und mir wie ein Lügner vorkomme, wenn ich ‚Birkenau‘ schreibe. Und in den Impressen von hundertausenden von Büchern läßt sich das ja auch nicht mehr ändern.
Nun soll ich einen Nachsendeantrag ausfüllen (kostet 19,90 für 6 Monate), aber man konnte mir telemündlich nicht bestätigen, daß so ein Nachsendeantrag von einer Anschrift, die es ja offiziell nicht gibt, auch funktioniert. Aber es wäre doch den Versuch wert…

1975 gab es eine ähnliche Situation, meinte der Briefträger: „Ich darf Ihnen Ihre Post nicht aushändigen, hat der Chef gesagt, wenn da nur ‚Grüne Kraft‘ oder ‚Grüner Zweig‘ nicht Ihr ‚Pieper‘-Name drauf steht.“ Am nächsten Tag hatte ich einen amtlichen Schrieb, eine Gewerbeanmeldung, auf der die ‚Grüne Kraft‘ mein Künstlername wurde und mein Gewerbe offiziell ‚Medienexperimente‘ – da ich nie ‚Verleger‘ sein wollte. Und bekam bis heute all meine Post…

Was haben wir über die Jahrzehnte für nette Briefzusteller gehabt … und jetzt?
Ich verweigere mich ja schon seit Jahrzehnten jeglicher Werbung, auch durch Aufkleber und Stempel mit ‚Annahme verweigert‘. Klärt mich letzthin ein neuer Briefträger auf: „Schmeißen Sie das Zeuchs doch einfach weg. Sie glauben doch wohl nicht, daß wir sowas zurückschicken, das landet bei uns doch auch im Papierkorb!“
An der Seite meines großen (US-amerikanischen) Briefkastens ist ein Zeiger, der traditionell hochgeklappt wird, wenn etwas in den Briefkasten gelegt wird. Not anymore. „Das mache ich nicht, das müssen wir auch nicht, da könnte ich mich ja klemmen!“ war die Auskunft des zeitgemäßen Zustellers.
Dabei laufen einige von ihnen doch sogar in schwarz/geld rum …

• Joanna Harcurt-Smith & Das Grüne Buch
Ich erwähnte wiederholt die Wiederentdeckung des kleinen ‚Grünen Buches‘ von 1968 und die Suche nach den Autoren. Dieser Tage nun führte ich ein erstes, 45 min langes, sehr intimes Telefonat mit der Autorin, Joanna Harcourt-Smith, in den frühen 70ern für einige Zeit (während Tims Flucht via Algerien, der Schweiz, Österreich bis zu seiner widerrechtlichen Entführung in Kabul) Partnerin von Tim Leary, auch CoAuthorin des Büchlein ‚Neurologic‘. Tim schrieb damals im Knast Briefe, aus denen sie dann ‚Neurologic‘ zusammenbastelte. Wie stimmig, daß unsere Ausgabe dann von Dietmar Höhne im Knast übersetzt wurde.
Nun werden wir gemeinsam eine Publikation über das ‚Grüne Buch‘ zusammenstellen. Zum einen Auszüge nachdrucken, zum andern neue Texte von ihr über die Begleitumstände, wie sie das Büchlein in den späten 60ern verfaßt hat, wie sie auf den Namen ‚Green Power‘ kam etc., und wie sich manche grüne Idee weiter entwickelte. Immerhin erschien es damals in 100.000 Auflage.

Aktuell, und für alle Freunde Learys ein Muß, Joannas Buch „Trippin‘ the Bardo with Tim Leary“ – über ihre gemeinsame Zeit.
Aktuelles von ihr via www.futureprimitive.org; sie lebt heute in NeuMexiko.

In den vergangenen Wochen tauchten in meinem Blickfeld vom Schreibtisch aus gesehen mehrfach täglich drei Rehe auf. Beim Telefonat mit Joanna waren es erstmals 4.

• *pi*-Flashbacks
Lange Sommerabende am Lagerfeuer, zum VollMond kam u.a. ein Dutzend Besucher aus Berlin … und zwischendrin blätterte ich in meinen Taschenkalendern von 1968-1973. Der eine oder andere Leser mag sich an das eine oder andere Event erinnern …
1968 hatte ich vorn ganz groß ‚Anarchists Unite‘ geschrieben.
Am 22. Januar 1968 war meine Verhandlung als Kriegsdienstverweigerer;
am 22. August 1968 war ich das einzige Mal in diesem Leben von WeißWein besoffen: ein Abend im Weinloch, HD;
am 22. September nahm ich an der Senghor-Demo an der Paulskirche teil, wurde Stunden später auf der Buchmesse als ‚der Langhaarige‘ erkannt und verhaftet und verbrachte ne Nacht im Knast (ein paar Zellen von Cohn-Bendit entfernt);
nur zwei Tage später begannen dann die Internationalen Essener Songtage …Phil Ochs, Tim Buckley, Zappa, Fugs … (25.-28. Sept,) am 3. November war ich erstmals in Weinheim: mit The Petards;
am 6. Dezember gab es die Demo gegen die RNZ in HD, als mir Joscha Schmierer den Tip gab, mir erstmal die Haare zu schneiden – dann könne ich bei ihnen (SDS/KBW/Studenten) auch mitmachen….
Am 1. Oktober 1969 wurde ich Dealer;
am 20. Oktober 1969 nahm ich erstmals Benzedrin, war zwei Wochen ein Speedfreak – danach nie wieder;
1970: mein faules Jahr, freudvolle Rummgammeleien in Formenterra, London & Highdelberg;
am 18.1.1970 fuhr ich zum ersten Male mit nem Mofa. Dieses wurde mir Tage später von Sharon geschenkt und die nächsten 40 Jahre war ich begeisterter Mofafahrer (all the way to Lands End etc….);
am 3. November 1970 lernte ich bei Sharon den Schriftsteller Jakov Lind (Empfehlung: ‚Selbstportrait‘) kennen; in meiner Welt der erste Erwachsene der psychoaktive Substanzen liebte und darüber redete.
Leider hatte ich 1971, dem Jahr der ersten Grünen Zweige etc., als ich nach zwei ‚Urlaubs-Jahren‘ am Stück plötzlich wieder fleißig wurde, keinen Taschenkalender.
Am 28. Januar 1972 drehte ich meinen letzten Reefer (ThaiSticks) und spielte das letzte Mal Schach. (Ich war auf die Idee gekommen, so zu spielen, daß wir so viele überlebende Bauern wie möglich auf die andere Seite des Schachbrettes bugsieren …auf Marijuana eine Unmöglichkeit).
Am 26. August 1972 zog ich ins Release in der Brunnengasse;
am 10. Mai 1973 zog ich wieder aus – ab nach Löhrbach;
am 21. Juni fand ich die Quelle zur Lichten Klinge, an der wir dann die folgende Nacht die Sonnenwende feierten; u.a. mit den Mitgliedern von Guru Guru, Kraan und zwei Dutzend FreundInnen…
am 14. September 1973 übernachteten Mike & Jenny von der ‚Bröselmaschine‘ auf ihrem Weg von Duisburg nach Darahmsala in Löhrbach. (Dieser Tage spielte die Bröselmaschine ohne die beiden auf dem FinkenbachFestival)

• GrünZweig 274 – Kinder spielen mit der Welt
Leider sind diese Luftballons, auf denen die Erde sichtbar war, seit Langem nicht mehr lieferbar. Hier lagern noch hunderte von Fotos von Kindern aus allen Kontinenten, die mit der Welt spielen – aufgenommen von vielen Weltreisenden und auch von mir. Dieser Clip wude von Hartmut Hoefele als Grüner Zweig 274 zusammengestellt, „die Musike stammt aus einer Produktion im letzten Jahrhundert…mit Hans Reffert anner Gitarre“, meint er dazu.

• Ich liebe andere Ansichten & Blickwinkel,
von diesem und jenem und der Welt als solcher. Eines meiner Sammelgebiete: Landkarten, auf denen Süden (‚Mittag‘) oben ist. Hier finden sich informative Landkarten.
http://themindunleashed.org/2014/01/40-maps-will-help-make-sense-world.html

• Optische Illusionen
Professor Akiyoshi Kitaoka von der Ritsumseikan University in Kyoto, Japan, entwickelt seit über einem Jahrzehnt wunderbare bis verwirrende optische Illusionen.
http://gu.com/p/4vg4t/tw

• Sasha Shulgin †
An amazing memorial gathering for Sasha Shulgin . Auch schon wieder 20 Jahre her, daß er uns mit Ann & John Beresford in Löhrbach besuchte.

• Das Pieper-Lesebuch
Mein nächstes Buch erscheint nicht als Grüner Zweig, sondern als Lesebuch im Gonzo-Verlag, irgendwann im späten Herbst oder frühem Winter… Titel und Umfang stehen noch in den Sternen. Erste Treffen von Autor und Verlegerin Miss Gonzo verliefen sehr vielversprechend. Ausgesuchte Artikel von mir, die im Laufe von fast 50 Jahren in diversen Zeitschriften etc., aber nie in Grünen Zweigen erschienen sind. Angefangen mit meiner Schülerzeitung. Dazu auch gleich ne Illustration meines erste Frei-Spruchs…

Scan

• The land of the free & the brave:
Laut brandeins leben von je 100.000 Bürgern bei uns
79 im Knast;
in den USA hingegen 710.

• Frage:
Bei unsern ExKollegen von Packpapier in Osnabrück soll es gebrannt haben. Weiß jemand etwas genaueres?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert