127. Nebel-Brösel

1. • Auf keinen Grünen Zweig kommen
„Im Mittelalter waren symbolische Handlungen, die einen rechtlichen Vorgang gültig machten, wichtig. Diese Handlungen standen meist in einem metaphorischen Zusammenhang mit dem betreffenden Akt. So wurde beim Landverkauf die Übergabe des Grundstücks durch die Überreichung eines grünen Zweiges, der in eine Erdscholle vom verkauften Boden gesteckt war, vom Vorbesitzer zum Erwerber begleitet. Wer also auf keinen grünen Zweig kam, hatte keinen Grund und Boden, war kein freier Bauer, sondern ein landloser Tagelöhner.“
Gerhard Wagner, aus: Schwein gehabt! Redewendungen des Mittelalters

2. • Craig Carpenter
(Der Grüne Zweig 301)

Das Büchlein von und über den Hopi-Botschafter ist fertig, habe es zu VollMond an die Abonnenten gepackt & verschickt.

3. • Dennis Banks †
Dennis Banks, the legendary Anishinaabe leader and Native American activist, co-founder of the American Indian Movement, has died at the age of 80. Er gehörte 1973 zu den Besetzern von Wounded KNee –genau zu der Zeit,als Craig uns besuchte.

https://www.facebook.com/democracynow/videos/10155809216263279/?hc_ref=ARR37GtppWItaUzMSPtdFR1ISihzYbdtCtS8j7DT6DpK1NdNORp3MDjrtWe_lDUdUvs&pnref=story.unseen-section

4. • Schneckenhäuser
Ich sammle seit geraumer Zeit Federn und Schneckenhäuser, ohne bislang konkrete Vorstellungen zu haben, was ich damit machen werde. Ich finde diese Fundstücke am Wegesrand einfach zu schön, um sie liegen zu lassen.

5. • Achim Reichel
Seit 50 Jahren immer wieder eine Freude ihn zu sehen & zu hören …:
www.piqd.de

6. • Glommy
In den 80ern rockte er mit der Pfuscher Gang, von denen es auch eine Transmitter Cassette gab: Vorne Husch, hinne Pfusch. Und nun ist er … neben vielen andern Sachen … Koch im TV ….
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10210858995852929&set=a.10201478354382755.1073741827.1292806735&type=3&theater

7. • Alk-Dealer-Ethik 1802
1802 erließ die Gemeinde Birkenau im Odenwald (zu der Löhrbach gehört) folgende ‚Verordnung gegen das Saufen‘:
„Ein Säufer vergisst die Erfüllung jeder heiligen Pflicht, die ihm als Christ, als Vater und Bürger obliegt. Ein Berauschter ist zu den abscheulichsten Verbrechen fähig, an die er als ein unverdorbener, nüchterner Mensch nie gedacht haben dürfte. Das schlechte Beispiel, welches ein Besoffener seinen Mitmenschen und seinen Kindern gibt, ist das größte Gift für die Sitten. Wie beißend müssen in nüchternen Augenblicken die Gewissensempfindungen bei einem Mann sein, der durch einen liederlichen Lebenswandel sein Vermögen und seine Gesundheit dahinschwinden sieht.“

Damals war es den Wirten untersagt, den Gästen mehr auszuschenken, als diese vertragen und bezahlen konnten.

8. • Dealer im Museum?
Ausgerechnet die BILD informierte uns am 25. Oktober halbseitig auf dem Titel:
„Deutsches Museum feiert Drogen-Dealer!“
Im Berliner Friedrichshain-Kreuzberg Museum öffnet am 21. November die Ausstellung ‚Andere Heimat‘, über die Herkunft verschiedener Dealer … sie soll „den Blick auf die gesellschaftliche Hassfigur ‚Drogendealer‘ versachlichen“, denn „Drogenverkäufer arbeiten unerschrocken und tapfer“!
Ist ja nichtmehr mein Thema. Aber: gibt es andere Ex-Dealer, die öffenlich über ihre Handlugen sprechen? Dafür stehe ich nach wie vor zur Verfügung.

9. • Sorry
Unseren Eltern fehlte schlicht die Erfahrung mt psychoaktiven Substanzen wie MDMA oder LSD, wir durften/mußten uns den Gebrauch selber beibringen,. Aus der Verantwortung, dieses Wissen zu teilen entstand die Edition Rauschkunde, die nun in den Händen der Synergias liegt.
Leider ist mir so eine Initiative nicht aus England bekannt, wo sie wichtig wäre.
Eine aktuelle Umfrage {The Guardian vom 3.11.} ergab, daß dort inzwischen mehr Teenager psychoaktive Substanzen zu sich nehmen als Tabakgenuß. 24% der 11-15jährigen haben mindestens schon eimal ‚Drogen‘ konsumiert, 9% mehr als noch 2014.
19% hatten zumindest eine Zigarette geraucht, 1996 waren es noch fast die Hälfte. 2016 galten nur noch 6% als Raucher.

10. • Terrence McKenna
Vom Chefkoch der Pflanzen der Götter, der auch in der Eröffnungsrede zur Buchmesse (siehe weiter unten) zitiert wurde

11. • Sultana‘s Traum
In einem aktuellen Guardian-Beitrag vom 28. 10 ‚English teaching has to go beyond elite white man‘von Priyamvada Gopal, erwähnt diese den Grünen Zweig 279, Sultanas Traum:
„Surely, Sultana‘s Dream, the early 20th-Century fantasy story by Rokeya Sakhaswat Hossain – where man stayed home while only women went out – has a relevance for our understanding of Muslim women‘s long and rich history of writing and debating. (Yes, it exists.)“

12. • RAF Amnestie
40 Jahre nach dem „Deutschen Herbst“:
Amnestie für die RAF!
christof.wackernagel@gmail.co

Die Amnestiedebatte »wurde Ende 1983 von dem radikalen, scharfzüngigen Publizisten Wolfgang Pohrt eröffnet. Er rief zu einer Kampagne auf, damit jene Linken, ›die damals den Protest aller gegen den Vietnamkrieg etwas zu wörtlich genommen hatten, also so, wie er gemeint gewesen war‹, nicht am Ende ihrer Haftzeit ›die Zelle entweder am Krückstock oder im Sarg verlassen‹. Pohrt hatte den Stein viel zu früh ins Wasser geworfen. Weder der Staat noch die Beton-Front in der RAF hätten sich dazu hergegeben, und auch nicht die einstigen Apo-Gefährten mit ihrem schlechten Gewissen.« (Zeit Online: Ausgabe 21, 1986)

Inzwischen sind beinahe 35 Jahre vergangen. Die Bundesrepublik Deutschland verwandelte sich nach dem Fall der Mauer in Deutschland, also die Berliner Republik. Vor 20 Jahren erklärte die »Beton-Front« ihre Auflösung.

Die Debatte um die RAF, um ihre politische Legitimation, ihre psychosozialen Ursachen, ihre Gesellschaftskritik; um all die ungeklärten Hintergründe, Zusammenhänge und Täterschaften tobt aber weiter, als habe sich kaum etwas geändert. Noch heute erscheinen unzählige Bücher zu diesem Thema, Dokumentar- und Spielfilme. Die Frage »Mord oder Selbstmord in Stammheim« hat Tatort Niveau erreicht.
Der Regisseur Dominik Graf sagte bei der Präsentation von »Der rote Schatten«: »Wenn sich ein Konflikt in einer Gesellschaft derart hochschaukelt, sind beide Seiten schuld«.

Dieser Gedanke, dass sowohl die Metropolenguerilla als auch der Staat bei diesem jahrzehntelangen Konflikt Schuld auf sich geladen haben, ist die Grundlage des Amnestiegedankens. P.J. Boock hat seine Schuld eingestanden, die meisten ehemaligen RAF-Mitglieder haben fundierte Selbstkritik betrieben.
Von staatlicher Seite gibt es kaum einen Versuch eines hinterfragenden Nachdenkens über diese Zeit. Dieser Umstand ist jedoch einer der Gründe der anhaltenden Debatte und ihrer ebenso anhaltenden Fruchtlosigkeit.

Es geht bei der Amnestie nicht um militärische, sondern um gesellschaftliche Befriedung.
Gegen die meisten der ehemaligen RAF-Mitglieder wird der Vorwurf des Schweigens erhoben.
Dieses Problem ist juristisch nicht zu lösen, denn solange Mord nicht verjährt, könnte jede „harmlose“ Aussage nahestehende Menschen belasten: Verrat zu fordern ist aber indiskutabel.

Das Problem ist nur politisch zu lösen. Politische Amnestie bedeutet die Würdigung der RAF als politische Organisation und ist damit zugleich das Haupthindernis einer Amnestie. Die harte Haltung des Staats ist wohl die wichtigste Ursache der Stagnation dieser Debatte.

Die neue Bundesregierung der Berliner Republik hat die Möglichkeit via Parlamentsgesetz mit einer Amnestie für die RAF eine Altlast der Bonner Republik aus der Welt schaffen. Dann kann in aller Offenheit über alles geredet werden. Für die Aufarbeitung deutscher Nachkriegsgeschichte und für ein konstruktives Miteinander. Diese Chance gilt es zu nutzen.

Volker Schlöndorff, Dr. Stefan Schweizer, Christof Wackernagel
Oktober 2017

13. • 3 Stein-Nazis von Weinheim
Die Titelgestalten des Grünen Zweiges 275, ‚Mensch, Denk Mal‘ stehen nach wie vor im Herzen der Stadt, doch wurde zum 9. November eine Erklärungstafel zu ihnen eingeweiht. Dazu im nächsten Brösel mehr.

Die Weinheimer Zeitung widmete dem Thema eine ganze Seite mit drei Beiträgen. Hier der letzte Absatz der Seite:
„Unter anderem war es Werner Pieper, der sich sehr kritisch mit den Kriegerdenkmälern in Weinheim und speziell mit dem Denkmal am Bürgerpark befasste. Er dürfte mit dem heutigen Tag zumindest ein bißchen zufriedener sein. Denn eine seiner Forderungen mit Blick auf das Kriegerdenkmal lautete:“Das Mindeste wäre eine klar erkennbare Tafel mit aufklärenden Texten, damit Jugendliche und auch Ortsfremde diesen Schandfleck besser einordnen können.“

14. • Rede Eröffnungsfeier Frankfurter Buchmesse 2017
Juergen Boos, Direktor der Buchmesse:
…Begrüßungen …
„Wir haben es auf den Mond geschafft, haben die Tiefen des Ozeans kartographiert, und wir sind ins Herz des Atoms vorgedrungen. Aber wir haben Angst, in uns selbst hineinzuschauen, weil wir ahnen, dass das der Ort ist, an dem alle unsere Widersprüche zusammenfließen.“ Dieses Zitat stammt von dem amerikanischen Sprachwissenschaftler Terrence McKenna.

15. • Datenschutzfolgen für die Brösel(empfänger)
Die ab 2018 geltenden Datenschutzauflagen der EU machen einen Mail-Versand der Brösel, so wie sie bislang ‚verteilt‘ wurden, unmöglich, zumal sie bei einigen Empfängern als ‚Spam‘ ankommen. Ich hoffe im nächsten Brösel durchgeben zu können, wie ich da künftig verfahre….

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