Inter-Generationen-Brösel

Liebe Bröselerin und lieber Brösler!

Noch nie habe ich auf eine Idee so viel Feedback & Zuspruch erhalten, wie auf meine erste Ankündigung vor fast einem Jahr, ein Buch mit Briefen zwischen Eltern und ihren Kindern, Kindern und ihren Eltern machen zu wollen. (Der erste Text findet sich weiter unten).

Mit verschiedenen Freunden, Autoren etc. führte ich teils sehr bewegende Gespräche zu diesem Thema. Zwischendrin hatte ich das Gefühl, eine geistige Schatzkiste geöffnet zu haben, denn bei diesem Thema bewegten sich die meisten Gespräche auf einer sehr speziellen Ebene, weit über der normalen Alltagskommunikation.

Um so enttäuschender, daß bis heute nur eine handvoll solcher Briefe eingegangen sind. Dank jedenfalls schonmal diesen Schreiberinnen und Schreibern!

Vielleicht hemmt ja der Gedanke, so Privates publik zu machen. Ich hätte von Anfang an dazu schreiben sollen: Wichtig sind fürs Buch die Briefe, nicht der Name unter ihnen. Du kannst die Briefe gerne mit Deinen Namen unterzeichnen, Dir aber auch gerne dafür einen alternativen wählen.

Nein, einen Redaktionsschluß gibt es noch nicht. Mir ist lieber, Du findest z.B. in den kommenden besinnlichen Tagen & Nächten – die zwölf Rauhnächte sind doch ein optimales Zeitfenster zum sinnieren und schreiben, als solche Inhalte unter Zeitdruck zu formulieren.

Aus Erfahrung kann ich sagen: man fühlt sich besser, wenn man so einen Brief verfaßt hat. Ich habe einen an die Tochter geschrieben, einen zweiten an meinen Vater; letzteres hätte ich mir vor einem Jahr noch nicht zugetraut.

Versuchs einfach mal. Und wenn Du mitten im Brief stecken bleibst…schick ihn her. ‚Wir‘ freuen uns, d.h. der Leser, Herausgeber, Verleger in mir …

Mit besten Wünschen & winterwendigen Dankes-Grüßen

Werner Pieper

•••

Inter-Generationen-Briefe I
Im Guardian waren vor Jahren zum Vatertag mal Briefe von Kindern an – teils schon verstorbene –Väter abgedruckt. In denen standen viele Sachen, die die ‚Kinder‘ ihren Vätern schon immermal sagen wollten, aber nie dazu kamen.
Mich provozierte diese Idee damals, meiner Tochter einen solchen Brief zu schreiben. Mit dem Hinweis, daß sie ihn irgendwann lesen kann, nicht unbedingt sofort. Aber es war ein gutes Gefühl, einige Dinge mal in Ruhe ausformulieren zu können, die unser Verhältnis betreffen.
Nun, wo ich in der Reha-Klinik von vielen leidenden älteren Menschen umgeben bin, macht so ein grundsätzliches Statement noch mehr Sinn. Meist werden solcherlei Gedanken erst in Nachrufen in Worte gefaßt – aber ich würde die Nachrufe auf mich gerne noch zu Lebzeiten lesen. Du nicht?
Auch dieses Thema werde ich in den nächsten Bröseln noch vertiefen, freue mich aber schon auf erste Reaktionen oder gar Briefe. Und ich möchte den Rahmen vergrößern: Briefe von Kids an Vater oder Mutter, oder von Vätern und Mütter an ihre Kinder – sowohl lebende, wie auch verstorbene.

Inter-Generationen Briefe II

Hallo!

Vor einiger Zeit habe ich das Buchprojekt ‚Generationen-Briefe‘ erstmals vorgestellt. Das erste Feedback war sehr vielversprechend, wie z.B.: „Du bist, wie ich meine, im Begriff, ein Meisterwerk im Sinne der Selbsttherapie, psychologischer Hinsicht, zu schaffen.“ Mehr umseitig.

Nachdem ich an meinem Schreibtisch nun ein paar andere Baustellen abgeschlossen habe, möchte ich mich nun neben einem Buchprojekt für den Gonzo-Verlag um dieses Generationen-Brief-Projekt kümmern und es vorantreiben – ohne bislang einen konkreten Abgabe-Termin zu haben. Gut Ding will Weile haben. Wie wäre es mit einem angepeilten ‚Redaktionsschluß‘ zum Herbstanfang? Und für Nachzügler die Wintersonnenwende?
Ich bitte auch Dich, Dir Gedanken dazu zu machen und wenn möglich, baldmöglichst einen solchen Brief zu schreiben – sei es an einen Elternteil oder die eigenen Kinder – und eine Kopie desselben für das Buchprojekt an mich zu schicken.

Nochmal: Es geht um Briefe mit Inhalten, die man seinen (noch lebenden oder auch schon verstorbenen) Eltern oder Kindern schon immer mal mitteilen wollte, aber nie die richtige Situation/Stimmung fand. Manchmal ist es auch für das eigene Seelenheil besser etwas zu spät zu formulieren als garnicht.

Ich freue mich, wenn der Namen der Schreiber(Innen) angegeben sind, aber ich akzeptiere sie auch anonym – geht es doch um die Inhalte, nicht die Namen. Oft ahnen wir ja nicht, welchen Ballast der Eine oder Andere von uns mit sich herumschleppt.

So ein Brief ist sowohl für die/den SchreiberIn wie EmpfängerInnen eine Bereicherung. Dabei kann es inhaltlich um Dank gehen, Wünsche, Abrechnungen, Träume, Geheimnisse, Geständnisse, Offenbarungen, Peinlichkeiten, Hoffnungen, Verfehlungen …

Gerne würde ich den Grundgedanken eines anderen geplanten Grünen Zweiges mit in dieses Projekt integrieren: DANK! Ich bedauere es, daß es vielen Menschen nicht gelingt, kurz mal über die Allltagsprobleme hinauszuschauen um zu realisieren:
So gut wie wir hatte es hier noch nie jemand!

Konkret: seit nun fast 70 Jahren leben wir ohne Krieg, ohne Diktatur (zumindest wir im Westen) … sowas hat es nicht nur auf deutschem Boden vorher noch nie gegeben. Wirtschaftswunder, Pille, Beatles … bis hin zur heutigen Digitalisierung, davon konnten die Altvorderen nichtmals träumen. Wie zeigen wir unsere Dankbarkeit?

Selbst wem es hier & heute bei uns ‚schlecht‘ geht, dem gehts doch beser als unsern Vorfahren oder auch vielen Menschen heute an andern Plätzen der Erde. Mir, Jahrgang 1948, ist dies seit geraumer Zeit sehr bewußt und es würde mich freuen, wenn diesbezügliche Gedanken ins die Briefe mit einfließen würden. Es ist nur konsequent, wenn dann auch Gedanken über das, was wir den nächsten Generationen vererben, formuliert werden.

Ein weiteres wichtiges Thema könnten Freunde sein. Wer bekommt bei dem Lied „You can‘t make old friends“ von Dolly Parton keine Gänsehaut? Man kann sich heute viel kaufen, aber alte Freunde nicht. Die hat man – oder hat sie nicht. Aber wie findet man sie in der digitalen Welt?

Ich bin sicher, Dir fallen noch ganz andere Themen ein und ich freue mich schon sehr darauf, auch Deinen Brief zu lesen. Der Leser in mir hat sich selten so sehr auf einen neuen Grünen Zweig gefreut wie auf diesen.

Vorab: herzlichen Dank!

•••

Erste Reaktionen auf dieses Projekt:

Hallo Werner,
Du bist, wie ich meine, im Begriff, ein Meisterwerk im Sinne der Selbsttherapie, psychologischer Hinsicht, zu schaffen. Ich wünsche Dir viel Erfolg.
Sofern es meine knappe Zeit zulässt, werde auch ich gerne einen Brief an meinen vor Jahren verstorbenen Vater für uns Drei formulieren. Dass selbiger geschrieben werden soll, habe ich ohnehin vor Jahren mit mir bereits geklärt. Danke, dass Du den Stein in Rollen gebracht, oder „entalgt“ hast. So glitschig schob er sich schlecht.

••••

Ich finde das eine wunderbare Idee. Hoffe, es kommt was zusammen. Die Einblicke in die oft harten Bedingungen von Eltern-Kind-Beziehungen machen andere, denen es deutlich besser damit ging/geht, klein und bescheiden und würden damit beitragen, leiser und weniger voreingenommen andere Menschen – aufgrund anderer Lebenswege/Schicksale – zu beurteilen/zu verurteilen. Alles verstehen, heisst für mich: Alles verzeihen können. Unter diesem Aspekt wird das Thema zur Sensibilisierung, zur Stimulierung der eigenen, in dieser zunehmend verrohenden Welt oft verkümmernden Empfindsamkeit gegenüber anderen – dem Nächsten – wesentlich beitragen können. Aus dem Leid oder der Sehnsucht, die aus solchen Geständnissen herauslesbar sind und den Gefühlen/Restgefühlen, die den Beteiligten an solcherart Korrespondenz doch ein Leben lang liebevoller, schmerzvoller, trauriger oder hoffnungsfroher Begleiter ist, wird jeder Leser Gewinn ziehen: Wie doch die Liebe, aber auch die nicht erfüllte Liebe Triebkraft, Begleiter und wesentlichster Humanwert ist und bleibt. Korrespondenzen, wie angeführt und beabsichtigt zu publizieren beweisen, dass alle Fassade und gespielte Stärke in unserem Auftreten untereinander nie täuschen darf, das Alle nur Menschen sind und jeder, sieht man es ihm an oder nicht, wunde Punkte hat oder nie gezeigte, große Gefühle in sich trägt, deren Offenbarung ihn/sie erst für andere so richtig liebenswert machen können und es auch werden.
Guten Erfolg und weiter beste Genesung,

•••••

Werner,

ein tolles Thema für ein neues Buch! Gefällt mir sehr, da ich mir, unabhängig davon, vorgenommen habe, meinem Sohn zu jedem seiner Geburtstage einen persönlichen Brief zu schreiben über mein Erleben mit ihm, meine Gefühle, Träume, Hoffnungen etc. Diese Briefe werden verschlossen in Umschlägen in eine Kiste verpackt und er soll sie bekommen, wenn er annähernd erwachsen ist, als Vermächtnis und Zeugnis unserer gemeinsam verbrachten Kindheit sozusagen.
Mein Sohn ist jetzt erst 20 Monate alt, ein Brief von mir existiert also schon, ein weiterer wird bald folgen. Ich wäre gern bereit, sie zur Verfügung zu stellen für das Buch. Meine Freundin und meine Mutter (also die Oma) machen es genau so mit den Briefen, in diesen Fällen müsste ich aber abklären, ob auch sie bereit wären, ihre Briefe in einem Buch veröffentlicht zu sehen.
Beste Grüße

•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••

Vater & Tochter, aktuell Dezember 2014

Vater & Tochter, aktuell Dezember 2014

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert